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Zweibrücken. Die Röntgenaufnahme eines Schädels füllt die ganze Leinwand. Bläulich transparent ist die leuchtende Begrenzung der Knochenschichten gut zu erkennen. „Oh schau mal, wie das aussieht!“ meint Xenia Höllinger zu ihrer Sitznachbarin Konstanze Wagner. Die Mädchen sind Oberstufenschülerinnen des Hohenstaufen-Gymnasiums Kaiserslautern. Vor den beiden stehen Laptops, auf denen die Röntgenaufnahme im Detail zu sehen ist. Mit 30 anderen Gymnasiasten besuchen sie mit drei Fachlehrern ihrer Schule die info4medics-days der Hochschule Kaiserslautern am Standort Zweibrücken. Medizininformatik ist das Kernthema der dreitägigen Seminarreihe für Schüler zwischen dem 06. und 08. Juli. Der Fachbereich wirbt mit dem über drei Tage verteilten Seminarkonzept im Rahmen des Hochschulmarketings um neue Studierende.
Die Schüler formulieren ihre Erwartungen dazu im Vorfeld ganz ungezwungen: „Ich hätte nicht gedacht, dass hier so viel Mathematik gefragt ist. Wir meinten eher, es sei so ähnlich wie in Biologie. Also mit einem relativ großen, medizinischen Anteil“, berichtet Mario Groß, Schüler der elften Jahrgangsstufe. Prof. Tronnier, der den Workshop zur medizinischen Bildverarbeitung leitet, ergänzt dazu: „Der Studiengang Medizininformatik erfordert sehr verschieden gelagerte cross-curriculare Kompetenzen. Die Fähigkeiten, sowohl gut programmieren zu können, mathematisch komplex zu denken sowie medizinisches Interesse mitzubringen, kommen in Verbindung nicht all zu oft vor. Ungefähr zwei Drittel dessen, was die Schüler im Bachelorstudium erwartet, ist Programmieren und Mathematik“. Tronnier wählt einen wohldosierten Rundgang durch das Thema: CT-Schichtbilder eines menschlichen Körpers wandern über die Bildschirme, ebenso reguläre radiologische Aufnahme. Die telemedizinischen Applikationen erklärt er dabei genauso wie das 3D-Druckermodel eines humanen Gehirns, das sich die Schüler durch die Reihen reichen.
Um die Bandbreite des Studiengangs zu veranschaulichen, ergänzen zwei weitere Workshops die Veranstaltung des Tages. Die Schüler erproben das eigenständige Messen und Auswerten ihres EKG als Biosignal in der Telemedizin bei Prof. Rösch oder lernen einen Mikrocontroller eigenständig zu programmieren mit Prof. Schmidt.
Dr. Thomas Seiler, der als Lehrer für Geschichte und Deutsch die Berufsorientierung am Gymnasium organisiert, sagt: „Wir sind zum ersten Mal hier, nachdem ich in Kaiserslautern Prof. Norbert Rösch vom Studiengang kennenlernte. Wahrscheinlich organisieren wir das jetzt jedes Jahr so. Zwar ist die Anreise für uns etwas umständlich, aber wie man hier ja sieht: es lohnt, die Jugendlichen sind mit vollem Eifer dabei.“ Prof. Rösch verweist in dem Zusammenhang auf die Finanzierung der Workshopreihe und erläutert: “In 2014 erhielt die Hochschule noch Zuschüsse vom Land, um das Angebot zu finanzieren. Seit diesem Jahr müssen wir das leider aus unseren Haushaltsmitteln stemmen.“
(Kai Hunsicker, Pfälzischer Merkur vom 14.07.15)