HSG |
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Wir trauern um unseren Kollegen und Lehrer
Gunther Strauß
Oberstudienrat i.R.
Herr Strauß war von 1975 bis 2011 als Geschichts-, Sozial- und Erdkundelehrer am Hohenstaufen-Gymnasium tätig. In seiner 36-jährigen Dienstzeit prägte er ganze Schülergenerationen unserer Schule und er verstand es, Geschichte(n) so fesselnd zu erzählen, dass sich viele seiner Schülerinnen und Schüler begeisterten für die Materie, die er selbst so sehr mochte. Als wohl einer der Ersten in der Schullandschaft von Rheinland-Pfalz organisierte er Schülerfahrten in die damalige DDR und ermöglichte sowohl den Oberstufenschüler*innen als auch den begleitenden Lehrkräften unvergessliche Einblicke in den damals noch „real-existierenden Sozialismus“. Herr Strauß hatte stets ein ganz besonderes Verhältnis zu den ihm anvertrauten jungen Menschen, und so verwundert es nicht, dass er immer wieder gefragt wurde, ob er nicht die Rede bei der Abiturfeier halten könnte. Was er dann immer auch gerne und mit viel Esprit tat – seine wunderbaren, inhaltstarken Reden sind sicher nicht nur uns Kolleg*innen in guter Erinnerung.
In außergewöhnlicher Weise engagierte sich Gunther Strauß auch in der Gedenkarbeit in Kaiserslautern. Unter seiner Anleitung begannen Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer Projektwoche die Recherchen zu Dr. Arnold Lehmann, dem ersten Schulleiter des heutigen Hohenstaufen-Gymnasiums – der damaligen Oberrealschule Kaiserslautern – nach dem zweiten Weltkrieg. Dieser war ab 1936 als Nachkomme einer jüdischen Familie von den Nationalsozialisten verfolgt worden und hatte in zahlreichen Verstecken in und um Kaiserslautern überlebt. Die zunächst rein schulische Forschungsarbeit führte er jedoch auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand mit nicht nachlassendem Interesse weiter. Die vielen Details seiner Recherche stellte er sehr gerne der Stolperstein-Initiative Kaiserslautern zur Verfügung: Im Oktober 2018 wurden Dr. Arnold Lehmann und seinen beiden Geschwistern in der Parkstraße 71 drei Stolpersteine gewidmet und Gunther Strauß ließ es sich nicht nehmen, aus diesem Anlass selbst über deren Schicksal zu berichten – nicht zuletzt um auch den heutigen Schüler*innen des HSG dieses Wissen über ihre Schule mitzugeben.
Aber auch im Fach Sozialkunde engagierte sich Gunther Strauß über seinen Unterricht hinaus. Unter seiner Ägide nahmen HSG-Schüler*innen erstmals und dann regelmäßig am „Planspiel Börse“ teil, und das mit wirklich beachtlichen Erfolgen. Im Unterricht war Gunther Strauß vor allem wegen seiner Klarheit beliebt. Seine Schüler*innen wussten stets, „woran sie waren“ und fühlten sich immer gerecht behandelt – und da mochte er mit einem Augenzwinkern noch so sehr über den jeweiligen „im Grunde liebenswerten Sauhaufen“ schelten. Das gegenseitige Verhältnis war von Respekt und Vertrauen geprägt, wenngleich seine Anforderungen hoch waren und so mancher an seinen Erwartungen sicher auch gescheitert ist.
Nicht unerwähnt soll schließlich bleiben, dass Gunther Strauß sich in seinen früheren Jahren als ein geselliges und eifriges Mitglied des Kollegensports auszeichnete. Er schätzte anregende Gespräche bei gutem Essen und hat sich – als Mann unserer Französisch-Kollegin Anni Strauß – auch für unseren Frankreich-Austausch mit Chauny (Picardie) engagiert: Nicht nur einmal hat er unseren französischen Kollegen bei sich zu Hause beherbergt und zudem die Fachschaft Französisch mit seinen herausragenden Kochkünsten beglückt – Gesten der Gastfreundschaft, die keineswegs selbstverständlich waren und sind.
Mit Gunther Strauß verliert das Hohenstaufen-Gymnasium einen streitbaren und unkonventionellen Kollegen, der sich stets selbst treu geblieben ist. Seine starke Persönlichkeit wird uns allen in Erinnerung bleiben. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.
Regine Lüdders, Maike Stiegemeyer und Eduard Hauptlorenz für die Schulgemeinschaft des Hohenstaufen-Gymnasiums