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Das Buch "Als die erste Atombombe fiel", herausgegeben von Hermann Vinke, handelt von den Geschehnissen des 6. August 1945 und den Folgen des Atombombenabwurfs in Hiroshima, Japan.
Es ist aus Berichten betroffener, japanischer Kinder, Interviews mit diesen (heute Erwachsenen) und Kommentaren des Herausgebers aufgebaut.
Auf Anregung des japanischen Pädagogikprofessors Arata Osada schrieben insgesamt etwa 3000 Kinder ihre Erinnerungen an das, was am 6. August 1945 geschah, auf. Einige dieser Schilderungen wurden im Herbst 1951 von Osada (der sich ebenfalls im Strahlenradius der Bombe befand) in einem Buch mit dem Titel "Genbaku no Ko" - "Die Kinder der Atombombe", veröffentlicht. Zu dieser Zeit war es aufgrund strenger Zensur fast unmöglich ein Buch zum Thema Hiroshima zu veröffentlichen, deshalb ist es notwendig den Mut und die Arbeit, die der Erziehungswissensschaftler aufbrachte, um dieses Buch zu erstellen, zu betonen. Auch die Menschen, die ihre Erlebnisse aufschrieben und sich so die schrecklichen Ereignisse von damals noch einmal vor Augen führten, sind für ihren Mut und die Kraft diese Katastrophe durchzustehen zu bewundern.
Am 6. August 1945 wurde gegen 8.15 Uhr eine Atombombe, "Little Boy" genannt, auf eine Brücke über dem Fluss Ohta in Hiroshima, abgeworfen. Es war das erste Mal, dass eine Atomwaffe im Krieg eingesetzt wurde. Der Bombenabwurf kam vollkommen überraschend, da kurz vorher der Fliegeralarm, der wegen amerikanischer Flugzeuge gegeben wurde, aufgehoben wurde, und die Leute aus den Luftschutzunterständen wieder in ihre normale Umgebung zurückgingen.
In einem Interview vom 26. August 1981 sagte der Atombomberpilot Paul W. Tibbets, er bereue nichts und sei vollkommen überzeugt von der Richtigkeit seines Handelns und des Befehls. Außerdem fügte er hinzu, niemals ein schlechtes Gewissen wegen der Opfer bekommen zu haben und dass für ihn alles, was mit Hiroshima in Zusammenhang steht, der Vergangenheit angehört und somit abgeschlossen sei. Im Gegensatz dazu schrieben die Wissenschaftler, die an dem Projekt beteiligt waren, vor dem Abwurf der Atombombe einen Brief an den amerikanischen Präsidenten Harry S. Truman, in dem sie versuchten den Einsatz der Atombombe gegen Japan zu verhindern.
Über die Wirkung der Atombombe wird gesagt, dass ein Feuerball von mehr als 500 m Durchmesser und einer inneren Temperatur von 55 Mio. Grad Celsius entstand. Die Menschen sprachen vom "Pikadon" - dem "großen Feuerknall". Nach der Explosion folgte ein schwarzer, aus kleinen Kügelchen bestehender Niederschlag, der radioaktive Stoffe enthielt. Durch den "schwarzen Regen" sank die Temperatur stark ab und der Fluss und das Gras wurden verseucht.
Es heißt, dass ca. 50% der Opfer aufgrund der thermischen Energien der Explosion starben, also durch die Hitze der direkten Strahlung und den nachfolgenden Feuerstürmen ums Leben kamen. Weiterhin wurden in Hiroshima 30% der Bevölkerung durch Nuklearstrahlung und 20% durch die Druckwelle getötet.
Amerikanische Mediziner nutzten die Situation in Hiroshima, um an betroffenen Japanern das zu dieser Zeit neue Krankheitsbild der Verstrahlung zu erforschen. In einem Buch beschrieb ein Mediziner, wie bei einem Mann am 14. Tag nach der Detonation die Haare ausfielen, er später Fieber und punktförmige Hautblutungen bekam. Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen, Zahnfleischschwellungen und -blutungen, sowie Kiefernklemme und Geschwüre gehörten ebenfalls zu den Symptomen der Strahlenkrankheit. Außerdem löste die Strahlung u. a. Bluterkrankungen wie z.B. Leukämie, Schilddrüsenkrebs und andere bösartige Geschwülste aus. Auch wird von einer deutlich höheren Zahl von Missbildungen bei Neugeborenen (auch in der 2. und 3. Generation) berichtet, z.B. Mikrozephanie, was bedeutet, dass der Kopf eine anormal kleine Größe besitzt und das Gehirn nur bis ins Kleinkindstadium wächst. Da das Krankheitsbild der Strahlenkrankheit vollkommen unbekannt war, also keine Behandlungsmöglichkeiten bestanden, die Krankenhäuser fast vollkommen zerstört und 90% des medizinischen Personals getötet oder verletzt wurden, starben viele Menschen, die man mit den nötigen Mitteln wahrscheinlich hätte retten können. Im Endeffekt versorgten 180 Ärzte und 5220 medizinische Kräfte etwa 1945316000 Opfer.
Beim Thema der Opfer von Hiroshima werden meistens die Koreaner, die damals als Zwangsarbeiter in Japan lebten, vernachlässigt; die wenigsten wissen um die Zahl der bei der Atomkatastrophe verstorbenen Koreaner. In seinem Buch weist Hermann Vinke darauf hin, dass von den ca. 53000 in Hiroshima lebenden Koreanern, 48000 verstrahlt wurden, von denen ca. 3000 starben. Die Überlebenden wurden, wie zuvor auch, diskriminiert und benachteiligt; oft wurden ihnen medizinische Hilfe und Entschädigungen verweigert.
In Japan wurden die Opfer in drei Kategorien unterteilt:
In ihren Berichten schreiben die Kinder davon, wie sie verzweifelt Angehörige und Freunde zu finden versuchten, beschreiben ihre Verletzungen und die anderer Leute in erschreckenden Details. Durch die ehrlichen und direkten Beschreibungen der zuerst alltäglichen Abläufe und des danach geschehenden alptraumähnlichen Zeitraumes lassen sie ein Horrorszenario vor den Augen des Lesers aufleben und nehmen ihn mit in die verzweifelte Zeit nach der Atombombenexplosion.
In seinem Vorwort verweist Hermann Vinke auf die Präsenz der heutigen Bedrohung durch Atomwaffen, da alle Nationen versuchen, Atomwaffen mit möglichst hohem Zerstörungspotential zu besitzen. Er appelliert daran, die Leiden der Opfer von Hiroshima nicht zu vergessen und die Erinnerung an die grausamen Ereignisse und die Folgen der Atomverseuchung als abschreckendes Beispiel zu sehen. Mit den detaillierten Schilderungen der Kinder macht Hermann Vinke auf die Verzweiflung, das Elend, den Schmerz und das Leid der Atombombenopfer aufmerksam und versucht, die Leser durch die traurigen Schicksale der Menschen von Hiroshima für die Gefahr, die von der heutigen politischen Situation ausgeht zu sensibilisieren, ihnen die Sinnlosigkeit und Gewalt des Krieges aufzuzeigen und dazu zu bewegen, sich gegen Krieg und den Einsatz atomarer Waffen stark machen. Er prangert die Vergesslichkeit der Menschen an und will dafür sorgen, dass solche Grausamkeiten nicht im Laufe der Geschichte in Vergessenheit geraten, er sagt ja auch, dass heute in Hiroshima nichts mehr auf die vollkommene Zerstörung von damals hinweist und in der Vergangenheit viele historische Fakten verschleiert wurden und die wahren Hintergründen nur wenigen bekannt sind.
Ich hoffe, dass dieses Buch eine Anregung für viele Leute ist, sich eine eigene Meinung zu den Geschehnissen in Hiroshima zu bilden und dann mit der dadurch erworbenen Sachkenntnis die Unmenschlichkeit und die Grausamkeit des Atombombenangriffs auf Hiroshima und vor allem dessen schwerwiegenden Folgen erkennen, und, von den Schicksalen der Kinder berührt und betroffen, diese Ereignisse auf unsere heutige Situation übertragen und die Bedrohung erkennen und helfen, eine Wiederholung der Katastrophe von Hiroshima und Nagasaki in womöglich sogar globalem Ausmaße zu verhindern versuchen.
Rebecca Permar