Einführung
Vorbemerkung:
In diesem Abschnitt wird zunächst der Vortrag von Herrn OStR Stahl in
Kurzform wiedergegeben. Die Darstellung soll bewusst keine wissenschaftliche
Abhandlung der Thematik sein. In dem Vortrag ging es um eine Einführung
für die Schülerinnen und Schüler, in der biologisches und
physikalisches Vorwissen miteinander verknüpft wurden. Themenbereiche, in
denen die Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe ein
besonders großes biologisches Vorwissen besitzen, wurden daher kurz
besprochen.
Strahlenwirkung auf den menschlichen Körper
Inhalte des Vortrags
- Einleitung/Fragen
- Beispiele für Schäden
- Aufbau einer Zelle
- Erbträger DNA
- Zellteilungen
- Mutationstypen
- Die Strahlenbiologische Reaktionskette
- Somatische Schäden und Keimzellenmutationen
- Faktorenabhängigkeit der Strahlenwirkung
Allgemein: Radioaktive Isotope
- = Radionuklide
- sind instabil und geben aus dem Atomkern spontan Energie ab in Form von
- alpha-Strahlen (4He-Kerne)
- Beta-Strahlen (Elektonen e- oder Positronen e+)
- Gamma-Strahlen (Photonen)
-
Ein derartiger radioaktiver Zerfall verwandelt das Originalatom in ein anderes
Atom, gewöhnlich das eines anderen Elements (14C verliert ein
e- und wird zu 14N)
- Nutzung in der Wissenschaft:
-
Einbau von Radionukletiden in Moleküle. Abgegebene Strahlung hilft, um
die Moleküle zu lokaliseren oder deren Veränderung zu bestimmen,
die diese im Stoffwechsel durchlaufen.
- Datierung von Fossilien
-
Krebszellen werden in der Medizin mit 60Co bestrahlt und damit
geschädigt bzw. abgetötet
- Z.B. 3H, 14C
0. Einleitung: Die Wirkung radioaktiver Strahlen auf den Menschen
-
Seit Beginn der Welt hat sich alles Leben unter dem Einfluss von ionisierenden
Strahlen entwickelt (vielleicht in gewissem Maß die Entwicklung positiv
beeinflusst?!)
-
Menschen sind täglich ionisierender Strahlung ausgesetzt. Dazu gehören
nicht nur strahlende Stoffe im Tabakrauch, durch Betonbauten, beim Fliegen,
sondern auch natürliche Radioaktivität in der Nahrung (z.B. das
lebensnotwendige Kalium kommt zu einem kleinen Prozentsatz als Kaliumisotop
vor, wird mit der Nahrung aufgenommen und erfüllt wie das
"normale" Kalium lebensnotwendige Aufgaben in unserem Körper!
-
Grundsätzlich geht man aber von einer schädlichen Wirkung dieser
ionisierenden Strahlen auf Moleküle und Zellen aus.
1. Genetische Schäden und Fehlbildungen nach Tschernobyl
Horrorszenario im wahrsten Sinne des Wortes: Es traten in den benachbarten
Ländern (auch D) eine erhöhte Zahl von ... auf.
- Azentrische Chromosomenanomalien
- Frühgeburten, Todgeburten und Fehlbildungen (Fehlen des Gehirns,
Offener Rücken, Gaumenspalten, Polydaktylie)
- Trisomie 21
- Leukämie
chronische myelogene Leukämie (CML):
-
Krebsart, welche die Stammzellen der weißen Blutzellen befällt (ein
Leukämieerkrankter besitzt eine abnorme hohe Leukozytenzahl
(unkontrollierte Proliferation); die normale Bildung von Blutzellen im
Knochenmark wird blockiert
-
Verursacht durch eine reziproke Translokation: Ein Teil des Chromosoms 22 hat
seinen Ort mit einem kleinen Chromosomenfragment am Ende des Chromosoms 9
gewechselt. Das anomale Gen, das durch diese Fusion entstanden ist, codiert ein
Enzym, das die Leukämie auslöst.
2. Aufbau einer Zelle
- funktionelle Einheit aller Lebewesen
- hier laufen vielfältige lebensnotwendige Vorgänge ab
- Zellkern enthält die Chromosomen als Träger der Gene
3. Erbträger DNA
- DNA (Strickleiter) aus 3 Grundbausteinen: Zucker (Desoxyribose, 4 untersch.
Basen (Adenin, Thymin, Cytosin, Guanin) Phosphorsäure)
-
Die Information wird durch die Aufeinanderfolge der Basenpaare festgelegt
Beispiel "Insulin"
-
Gesunde Zellen sind in der Lage im richtigen Moment den richtigen Abschnitt der
DNA zu lesen und dadurch die erforderlichen biochemischen Reaktionen
auszulösen
4. Zellteilungen
- Keimbahntheorie erklären
- Vermehrung von Körperzellen
- Entstehung von Keimzellen
- Somatische Mutationen (Soma = Körper)
- Keimzellenmutationen
5. Mutationstypen
-
Punktmutation: Veränderung eines Basenpaares -> Einbau einer anderen
Aminosäure -> u.U. veränderte Eigenschaften des entstandenen
Enzyms
- Chromosomenmutationen: z.B: Translokation
- Genommutation: z.B: Trisomie 21
6. Strahlenbiologische Reaktionskette
-
Treten ionisierende Strahlen auf einen Organismus, treten in den einzelnen
Zellen physikalische und u.U. in der Folge chemische und biologische Effekte
auf.
-
Strahlungsteilchen können chemische Bindungen (Bindungselektronen
verschieben oder entfernen) verändern, die dann anders reagieren als die
Ursprungsmoleküle (z.B. Wasserstoffperoxid [H2O2]
aus Wasser verändert als Zellgift die Membran)
-
Veränderte Moleküle können repariert werden oder über den
Stoffwechsel entfernt werden: Z.B: Reparaturmechanismus der DNA
-
Die phys. Primäreffekte und die daraus folgenden chemischen
Sekundäreffekte können zu einem veränderten biologischen
Verhalten der Zelle führen. Dieser Schaden muss nach außen nicht
unbedingt erkennbar sein!
- Ein funktionierendes Immunsystem kann solche Zellen eliminieren
- Bei Versagen oder Überforderung kommt es zu einem Strahlenschaden!
- Zellkern besonders empfindlich für ionisierende Strahle
-
Einen biologischen Bestrahlungseffekt stellt man deshalb auch dort bevorzugt an
Zellen fest, die sich zum Zeitpunkt der Bestrahlung zu teilen beginnen oder
sich in der Teilung befinden (hohe Teilungsrate: beim Embryo, Erythrozyten,
Schleimhautzellen im Magen-Darm-Trakt).
-
Schauml;digung durch 2 verschiedene Arten von ionisierender Strahlung
-
den Körper von außen bestrahlen, die externe Strahlenexposition
-
Inkorporation: radioaktive Teilchen können ins Innere gelangen und den
Körper von innen her bestrahlen
-
Energiedosis einer ionisierenden Strahlung gibt die pro Masse eines
durchstrahlten Stoffes absorbierte Energie an. Keine Aussage über die
biol. Strahlenwirkung!
-
Das Maß für die biologische Wirkung ionisierender Strahlung auf de
Menschen ist die Organdosis (Einheit: 1Sievert, 1Sv). Sie ist
definiert als das Produkt aus der Energiedosis (Einheit: 1Gray, 1Gy) und dem
Strahlungswichtungsfaktor, welcher die biologische Wirksamkeit der
unterschiedlichen Strahlungsarten beschreibt.
7. Somatische und genetische Schäden
-
Genetische Schäden (Schäden im Erbgut, treten bei den Nachkommen,
auch spätere Generationen, auf)
- Veränderungen an den Chromosomen der Keimzellen
-
Keine Folgen, wenn Reparaturmechnismus oder Immunsystem greift genetische
Schäden durch natürliche Strahlung vernachlässigbar
-
Somatische Schäden (= Körperschäden, nur beim
bestrahlten Individuum)
- Frühschäden:
-
wenn Körper von einer Mindestmenge an Strahlung getroffen wird (ca. 250
mSv)
-
machen sich bemerkbar, wenn ein Mindestmaß an Zellen beschädigt wird
- erkennbar am Blutbild
-
je größer die Strahlungsmenge, desto größer sind die
Schäden (vom Strahlenkater wie Schleimhautentzündung, Übelkeit,
Kopfschmerzen, ... bis hin zum Tod bei mehr als 7000 mSv)
- Spätschäden:
-
Treten erst Jahre später auf, auch wenn Körperzellen direkt
geschädigt wurden
-
Nicht bösartige Schäden: eine Mindestmenge an Strahlung muss
auf den Körper wirken (Schwellendosis), damit Schäden entstehen, die
aber keine Metastasen bilden (wiederholte Einzeldosen unterhalb der
Schwellendosis kann aber zu Spätfolgen führen)
- Bösartige Spätschäden (z.B. Leukämie oder Krebs):
- (fast) keine Schwellendosis
-
wenige Strahlungsteilchen können z.B. Krebs auslösen, wenn Zellen
bereits vorgeschädigt sind oder Reparaturmechanismus und das Immunsystem
des Körpers geschwächt sind
-
mit steigender Strahlungsmenge nimmt nicht die Schwere, sondern die
Wahrscheinlichkeit für eine Krankheit zu
8. Faktorenabhängigkeit der Strahlenwirkung (gilt v.a. für som
. Schäden)
-
Strahlenart: Bei gleicher Energiedosis rufen Alpha-Strahlen eine
größere biologische Wirkung hervor als Betastrahlen (20mal
größere Schäden)
- Dosis: generell gilt, Strahlenwirkungen nehmen mit zunehmender Dosis zu
-
Zeitliche Dosisverteilung: Wirkung einer Dosis umso geringer, desto
größer der zeitliche Abstand zwischen den Einzeldosen ist
(Reparaturmechanismus / Immunsystem kann wirken)
- Räumliche Dosisverteilung: Beispiel Krebsbestrahlung
-
Relative Strahlenempfindlichkeit: Besonders gefährdet sind Organe mit
hoher Zellteilungsrate. Strahlen wirken im Moment der Zellteilung ein und
blockieren die Teilungsvorgänge (besonders gefährdet, Embryo im
Mutterleib)
-
Milieufaktoren: Art der Ernährung, Genussmittel, Medikamente können
die Sensibilität der Organe erhöhen.
K. Stahl