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Anfang März sind die Faschingstage vorbeigegangen und die Fastenzeit hat begonnen; manche Leute sagen dazu auch Passionszeit. Die Fastenzeit, das sind die 7 Wochen vor Ostern. Sieben Wochen also, in denen wir uns auf das Osterfest vorbereiten. Manche Leute fasten und verzichten ganz bewusst auf Dinge, auf die sie im Alltag oft gar nicht achten, oder aber auf Dinge, die für sie so sehr zur Gewohnheit geworden sind, dass sie scheinbar ohne sie gar nicht auskommen können: Es gibt Leute, die in der Fastenzeit auf Süßigkeiten verzichten, Leute, die kein Fleisch essen oder keinen Alkohol trinken. Es gibt Leute, die in der Fastenzeit so oft wie möglich auf das Auto verzichten. Andere wollen ihr Handy nicht zu benutzen, weil sie merken, dass sie von ihrem Handy schon abhängig sind. Sie wollen im Alltag ständig wissen, wer ihnen gerade eine Nachricht geschrieben hat, und können sich ein Leben ohne ihr Handy eigentlich nicht vorstellen… Wenn Leute fasten, dann tun sie das auch, weil sie möchten, dass sich in ihrem Leben etwas ändert, weil sie möchten, dass sie anders – besser – leben möchten. Unter der Überschrift „Gutes Leben für alle“ wollen wir in der Fastenzeit deshalb Geschichten hören, in denen es im weitesten Sinne um die Frage geht, was „gutes Leben“ eigentlich heißt und wie es uns gelingen kann, ein gutes Leben zu führen. Wir hören Geschichten zum Nachdenken, Geschichten, die vom Umkehren handeln, vom Neu-Beginnen. Eben so, dass das Leben ein kleines bisschen besser wird. Und so bereiten wir uns dann auf Ostern vor, das Fest, an dem wir Jesu Auferstehung feiern, den Sieg des Lebens über den Tod.
Schon 19 Jahre sind wir unterwegs auf unserer Reise. Es war eine lange, so viele Höhen, relativiert durch dazugehörende Tiefe. Der erste große Halt auf unserer Lebensreise war der Kindergarten. Dort hatten wir fast nur Spaß, lernten erste Freunde kennen und sammelten die ersten Erfahrungen. Danach folgte die Grundschule, es wurde ernst. Kein Spielen mehr den ganzen Tag. Nein, viel eher mussten wir nun mit Konzentration lernen, zu arbeiten. Doch auch hier hatten wir unsere Freuden, sammelten Wissen und entwickelten uns weiter. Der bis jetzt größte Abschnitt begann für uns alle mit der Entscheidung, als weiterführende Schule das Gymnasium zu besuchen. Der Ekel vor dem anderen Geschlecht, die Entstehung neuer Freundschaften, vielleicht fürs Leben, die erste schlechte Note, Streit mit den Lehrern, viel öfter mit den Eltern, all das stellte den Alltag für die jungen Teenager da. Jedoch auch an diesem Halt erlebten wir eine kontinuierliche Entwicklung. Und so gab es den ersten Kuss, die erste Beziehung, Vertiefung der Freundschaften, trotz mancher heftiger Streits, und sogar mit den Lehrern fing man an sich zu arrangieren. Man bildete einen großen Zusammenhalt in der Klasse, später im Kurs, eine zweite Familie mit dem Kursleiter als guter Vater, Strenge der Nachname, doch Vergnügen der Vorname. Und wir merkten auch, dass ein Lehrer trotz unangenehmer Nebenwirkungen auch ein Mensch ist, der in der Tat nicht an unserem Unwohl interessiert ist. Nein, er ist wirklich eine Weile ein Wegbegleiter auf unserer Reise, der uns führt und uns aufs Leben vorbereitet. Und jetzt stehen wir wieder an einer Kreuzung. Der Weg bis hier hin verlief soweit unfallfrei. Doch was nun? Fahren wir geradeaus? Dort erwartet uns ein Studium. Links haben wir die Möglichkeit, eine Ausbildung anzufangen. Oder nehmen wir doch lieber den Umweg über das Freiwillige Soziale Jahr oder den Auslandsaufenthalt? Hier trennen sich viele Wege, Freundschaften und Beziehungen werden auf eine harte Probe gestellt. Und trotzdem fühlen wir uns zum ersten Mal befreit. Die Schule, das Abitur liegt endlich hinter uns. Jetzt endet das Tempolimit und die schöne Landschaft beginnt. Neue Erfahrungen werden gemacht, wir werden immer reicher an ihnen, sie lehren uns, den richtigen Weg zu nehmen. Und doch lässt es sich wohl nicht vermeiden, dass wir uns einmal verirren, eine Sackgasse befahren oder einen Umweg nehmen. Aber zum Glück gibt es bei uns allen die Möglichkeit, zu wenden, Fehler und falsche Entscheidungen einzugestehen, daraus zu lernen und sie in Zukunft zu vermeiden. Letztendlich sind wir alle selbst verantwortlich, wohin die Reise gehen wird. Wir steuern unser Fahrzeug Leben. Wir haben Platz für andere Leute, die in schweren Zeiten das Steuer übernehmen oder uns wachhalten können, Freunde und Familie, die uns nicht tragen, aber stützen. Auf sie müssen wir bauen und vertrauen. Eine Reise ist nicht allein zu bewältigen. Wir brauchen Wegbegleiter. Daher sollen alle ermutigt sein, solchen tollen Menschen zu vertrauen und die Tapferkeit haben, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
(Jonas Ungemach, Abi 2014)
Am 20.02.20 hatten wir Siebtklässler*innen vom katholischen Religionsunterricht aus die Gelegenheit, am Mittagsgebet in der Moschee in der Richard-Wagner-Straße in Kaiserslautern teilzunehmen. Die Moschee befindet sich in einem Gebäude, das von außen wie ein normales Wohnhaus aussieht. Erst wenn man eintritt, merkt man, dass sich darin etwas Besonderes befindet: eine für die allermeisten von uns ganz fremde Welt. Zuerst kommt man in einen Vorraum mit lauter Gestellen an den Wänden. Sie sind für die Schuhe gedacht, die wir - wie die Muslime auch - ausziehen mussten. Dann erst konnten wir den eigentlichen Gebetsraum betreten und setzten uns an dessen Rückwand auf den Boden. Der Raum ist ganz mit einem dicken, weichen, hellblauen Teppich bedeckt, der jeden Tag neu gesäubert wird. Das und vieles andere erzählte uns der Imam, der Vorsteher der Moschee, der uns sehr freundlich begrüßt hatte. Er erklärte uns die ganze Ausstattung des Gebetsraums, zum Beispiel die Mihrab, die Gebetsnische in Richtung Mekka, die Anzeigentafel für die wechselnden Anfangszeiten der täglichen fünf Pflichtgebete und vieles mehr. Inzwischen hatten ungefähr 20 Männer den Gebetsraum betreten und sich – in Richtung Mihrab, also Mekka – auf den Boden gesetzt. Denn jetzt begann das Mittagsgebet. Der Imam und ein anderer Mann beteten auf Arabisch vor und alle anderen machten die vorgeschriebenen Gebetshaltungen dazu. Es war ein unvergessliches Erlebnis. Nach dem Gebet schenkte der Imam noch jedem von uns einen muslimischen Kalender für Kinder. Dann zogen wir unsere Schuhe wieder an und kehrten zurück in unseren Alltag.
Lennart Wendel (7c) / Beatrix Braun